Montag, 25. Oktober 2010

Der Esel der Reliquien trug

Ein Esel, der Reliquien trug,
War dumm genug,
Zu glauben, dass man ihn verehre;
Weihrauch und Lobgesänge nahm
Er hin, als ob man´s ihm beschere.
Sprach einer, der dahinter kam:
"Herr Langohr, lasst die Eitelkeit,
Sie zeigt uns nur, wie dumm ihr seid.
Wir singen nicht zu eurem Ruhm,
Wir ehren hier das Heiligtum."

Dumme Beamte tut mir leid:
Man grüsst nicht sie, man grüsst das Kleid.

(La Fontaine 1621 - 1695)

Dienstag, 19. Oktober 2010

Das Dunkel

Das Erwachen

So ist es Frank, ich sehe dich – jeden deiner Schritte, jede deiner Bewegungen und doch kann ich dich nicht erreichen. Ich versuche zwischen den Welten zu reißen wie ein Boot welches in einem Sturm nur auf den einen Brecher wartet der mich zu dir in deine Welt bringt. Doch dieses Warten macht mich wahnsinnig und es wird auch dich wahnsinnig machen, ich fühle es. Dein Reich, deine Welt an mich zu nehmen, ist der einzige Weg diesem Wahnsinn zu entgehen. Du gehst weiter deiner Arbeit nach, Lebst, Isst und Schläfst ohne zu Wissen wer, oder sollte ich sagen, was du wirklich bist. Doch die Dunkelheit und der Wahnsinn werden immer mehr Platz in deinem Verstand einnehmen bis der Brecher kommt und ich wandern kann zwischen den Welten.

Im Dunkel ist alles anders, du weißt es, du träumst es und ab und zu fühlst du es. Die Träume welche dich plagen, die Visionen welche dich an dein Bett fesseln, obwohl du die Augen auf hast siehst du sie wie in einem Traum doch es erscheint dir so Real, obwohl deine Augen geschlossen sind fühlst du jeden Schmerz, riechst jeden Geruch und spürst jedes Gefühl. Wüsstest du doch nur, das all dies Real ist, dass du all dies, kontrollierbar ist – doch du weißt es nicht. Nicht einmal wenn Sie dir erscheint, du nimmst sie nicht wahr, ein Geist deiner Vergangenheit, eine Reflektion deiner Träume, ein Wesen aus der Dunkelheit, geschaffen aus dem Licht deines Verstandes, dem Anker in meinem Sturm.

Ja Frank, sie hat Recht – ich sehe dich. Doch noch ist es mir nicht erlaubt zwischen diesen Welten zu wechseln, noch bin ich gefangen in einem Sturm unvorstellbaren Ausmaßes, Wellen aus Dunkelheit die über mir hinein brechen, doch diese eine große Welle ist noch nicht da, aber sie wird kommen - und dein wird mein sein.

Sicher wirst du dich Fragen, lieber Frank: „Wieso ich?“ Die Antwort wirst du noch erkennen, noch läuft dein Leben wie jedes einzelne Leben der Menschen in deiner Welt ab, du gehst deinen vorbestimmten Weg wie die Arbeiter der Ameisen, nichts ahnend von dem was kommen wird – nichts Ahnend von dem was schon war.

Dein Erwachen wird meine Welle sein, mein Brecher – welcher mir die Pforte öffnet um bei dir zu herrschen.

Fortsetzung folgt..